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7. Kapitel

1. Generation (nach der Christianisierung)

Tezlaw (Tetislaw)
Lebenszeit: vor 1163 - 1170
zum Jahr 1164 wird er von Saxo Grammaticus als König bezeichnet, nach der Eroberung Rügens 1168 als Fürst;
war vor 1164 - 1168 König und 1168 - 1170 erster Fürst unter dänischer Lehnshoheit
begründete mit seinem Sohn (?) Dubizlaw vermutlich nach 1170 ein nicht näher bekanntes Geschlecht auf Wittow;
Beisetzungsort: unbekannt

Stoislaw (?)
Lebenszeit: vor 1168 - nach 1193
fraglich ist, ob Stoislaw ein Bruder Tezlaws und Jaromars war, sich seine Familie bereits in heidnischer Zeit von deren Geschlecht getrennt hatte oder ob er überhaupt mit den Wizlawiden verwandt war;
begründete laut Überlieferung vor 1168 das Geschlecht derer von Putbus (in direkter Linie 1858 erloschen);
Beisetzungsort: unbekannt

Jaromar I.
Lebenszeit: vor 1163 - 1218
zum Jahr 1168 wird er von Saxo Grammaticus als ein “edler (vornehmer) Mann” bezeichnet;
erste urkundliche Erwähnung: 1189;
Heirat: vor 1180 mit einer nicht namentlich bekannten Gemahlin;
war 1170 - 1218 regierender Fürst
stiftete 1193 das Zisterzienserinnenkloster Bergen auf Rügen
Beisetzungsort: unbekannt, vielleicht das Kloster Bergen

Jaromar I. erreichte durch seine schnelle Akzeptanz der dänischen Oberherrschaft und der neuen Religion, dass die Christianisierung Rügens ohne weiteres Blutvergießen verlief und somit das ranische Volk vor einer Vernichtung bewahrt wurde. Damit wurde auch der Grundstein für das spätere friedvolle Zusammenleben der Alteingesessenen mit neu Zugewanderten gelegt. Er stiftete das Zisterzienserinnenkloster Bergen, an dessen Kirche sich ein Bildstein Jaromars befindet (Abb. neben dem Text, privates Foto).

Bildstein Jaromars I. an der Marienkirche zu Bergen

Diese daneben abgebildete Holzstele Jaromars ist das Werk eines unbekannten Künstlers und steht am (wegen Küstenabbruch gesperrten) Zugang zur Tempelburg Arkona. (privates Foto)
Nichts desto trotz versuchte er die Eigenständigkeit seines Landes zu wahren. So wollte er sich ursprünglich in Bergen eine repräsentative Pfalz bauen mit der späteren Klosterkirche als Palastkirche, was jedoch Bischof Absalon zu verhindern wusste. Auf seinen Münzen nennt er sich selbstbewusst REX (König) und trägt eine mit Edelsteinen oder vielleicht gar mit Bernsteinen besetzte Krone (Abb. unten).

Holzstele Jaromars I. am Zugang zur Tempelburg Arkona
Münzen Jaromars I.

Links oben seht ihr Jaromars Denare. Das sind Münzen mit zwei verschiedenen Motiven: Auf den Vorderseiten (Avers) sind in unserem Fall das gekrönte Kopfbildnis Jaromars abgebildet, flankiert von Sternen bzw. Lilien. Die Rückseiten (Revers) zeigen eine stilisierte Burg. In der unteren Reihe sind seine Brakteaten zu sehen. Die auch Hohlpfennige genannten Münzen wurden nur mit einem Stempel geschlagen und tragen auf der Rückseite das inverse Abbild der Vorderseite.

Jaromar I. Brakteat Sobietzky 5 / Dbg. 28a Jaromar I. Brakteat Sobietzky 6 / Dbg. 29

Hier seht ihr zwei Hohlpfennige Jaromars I. in vergrößerter Abbildung. Die linke, vermutlich ältere Münze zeigt noch die Umschrift +IAROMAR um ein Tatzenkreuz im Kreis, die bei der rechten Münze weggefallen ist. links: Nr. 28a, rechts: Nr. 29 (Dannenberg-Nr. aus der oberen Abbildung mit den maßstäblichen Zeichnungen)
Für die Überlassung dieser beiden Abbildungen von Münzen Jaromars I. möchte ich mich bei Herrn Thomas Molkentin bedanken.

Hier seht ihr das Bruchstück eines Reitersiegels des Fürsten Jaromar I.. Das zweite Siegel befindet sich an einer Urkunde des Fürsten Wizlaw I. vom 24. Februar 1240 und wird dessen Sohn Jaromar II. zugeschrieben, obwohl dieser in der Urkunde nicht erwähnt wird und zu dieser Zeit auch noch nicht mitregierender “junger Fürst” war. Die Siegelumschrift lautet aber vermutlich (IAROMERI D G)RA ROIANORVM PRINCIPIS, die an Wizlaws Siegel aber nur “DOMINI”. Daher, und bei der relativ großen Übereistimmung der betreffenden Partie mit dem Siegelbruchstück, vermute ich, dass es sich um das Reitersiegel Jaromars I. handelt und Wizlaw I. das Siegel seines Vaters neben sein eigenes gehangen hat. Außerdem deutet die Helmform auf das 12. Jahrhundert.

Bruchstück eines Siegels von Jaromar I.

Die Siegel- und Münzabbildungen habe ich entnommen aus:
Fabricius, C. G. ”Urkunden zur Geschichte des Fürstentums Rügen unter den eingeborenen Fürsten”, Stettin 1851 (Siegel)
Dannenberg, H. ”Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter”, Berlin 1893 und 1896 (Münzen)

Die Quellen, auf die ich mich bei meiner Arbeit vorrangig gestützt habe (chronologisch geordnet):
1. Hagen, Fr. H. v. d. “Minnesinger, Deutsche Liederdichter des 12., 13. und 14. Jahrhunderts I - IV”, Leipzig 1838
2. Fabricius, C. G. ”Urkunden zur Geschichte des Fürstentums Rügen unter den eingeborenen Fürsten”, Stettin 1851
3. Dannenberg, H. ”Pommerns Münzen im Mittelalter”, Berlin 1864
4. Pyl, Th. “Lieder und Sprüche des Fürsten Wizlaw von Rügen”, Greifswald 1872
5. Dannenberg, H. ”Münzgeschichte Pommerns im Mittelalter”, Berlin 1893
6. Pyl, Th. ”Die Entwicklung des pommerschen Wappens, im Zusammenhang mit den pommerschen Landesteilungen”, in Pommersche Geschichtsdenkmäler VII, Greifswald 1894
7. Behm, O. “Beiträge zum Urkundenwesen der einheimischen Fürsten von Rügen”, Greifswald 1913
8. Gülzow, E. ”Des Fürsten Wizlaw von Rügen Minnelieder und Sprüche”, Greifswald 1922
9. Haas, A. ”Arkona im Jahre 1168”, Stettin 1925
10. Hamann, C. ”Die Beziehungen Rügens zu Dänemark von 1168 bis zum Aussterben der einheimischen rügischen Dynastie 1325”, Greifswald 1933
11. Scheil, U. “Genealogie der Fürsten von Rügen (1164 - 1325)”, Greifswald 1945
12. Rudolph, W. ”Die Insel Rügen”, Rostock 1954
13. Ohle, W., Baier, G. ”Die Kunstdenkmale des Kreises Rügen”, Leipzig 1963
14. Steffen, W. ”Kulturgeschichte von Rügen bis 1817”, Köln, Graz 1963
15. Werg, S. ”Die Sprüche und Lieder Wizlavs von Rügen, Untersuchungen und kritische Ausgabe der Gedichte”, Hamburg 1969
16. Vá
ňa, Z. ”Die Welt der alten Slawen”, Praha 1983
17. Gloede, G. ”Kirchen im Küstenwind - Band III”, Berlin 1984
18. Herrmann, J. (Hg.) ”Die Slawen in Deutschland - Ein Handbuch”, Berlin 1985
19. Spiewok, W. ”Wizlaw III. von Rügen, ein Dichter”, in: Almanach für Kunst und Kultur im Ostseebezirk, Nr. 8 (1985)
20. Spitschuh, B. ”Wizlaw von Rügen: eine Monografie”, Greifswald 1989
21. Lange, A. “Tausendjähriges Ralswiek”, Bergen 1990
22. Hages-Weißflog, E. “snel hel ghel scrygh ich dinen namen - Zu Wizlaws Umgang mit Minnesangtraditionen des 13. Jahrhunderts”, in: ”Lied im deutschen Mittelalter. Überlieferung, Typen, Gebrauch”, Tübingen 1996
23. Bleck, R. ”Untersuchungen zur sogenannten Spruchdichtung und zur Sprache des Fürsten Wizlaw III. von Rügen” GAG Folge 681, Göppingen 2000
24. Schmidt, I. ”Götter, Mythen und Bräuche von der Insel Rügen”, Rostock 2002
25. Jahn, L. ”Wizlaw III. von Rügen - Fürst und Minnesänger” und ”Wizlaws Liederbuch”, Hofgeismar 2003
26. Sobietzky, G. “Das Fürstentum Rügen und sein Geldwesen”, Stralsund 2005
27. Kratzke, Ch., Reimann, H., Ruchhöft, F. “Garz und Rugendahl auf Rügen im Mittelalter”, in: Baltische Studien, Neue Folge Band 90 (2004), Kiel 2005
28. Ruchhöft, F. “Die Burg am Kap Arkona” (Reihe: Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern, Band 7), Schwerin 2010
29. Reimann, H., Ruchhöft, F., Willich, C. “Rügen im Mittelalter” (Reihe: Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, Band 36), Stuttgart 2011
30. Ev. Kirchengemeinde St. Marien Bergen auf Rügen (Hg.) “Das bestickte Leinentuch aus dem Zisterzienserinnenkloster Bergen auf Rügen”, Bergen auf Rügen 2013
31. Möller, G. “Eine interessante ‘Schatzkiste’ aus dem Jahr 1318 in Stralsund - Ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Sachkultur des norddeutschen Adels”, in: Baltische Studien, Neue Folge Band 102 (2016), Kiel 2017
32. Brunner, H., Klein, D. ”Wizlav - Sangsprüche und Minnelieder” IMAGINES MEDII AEVI Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung Band 52, Wiesbaden 2021

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