Wappen der 'verbĂŒrgerlichten' Wizlawiden
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7. Kapitel

Die Gardvogteien Zabrod/Schaprode, Pyask/Patzig, GynĆĄt/Gingst, GĂąrdec/Garz und RambĂźn/Rambin

Bis 2004 galt - sicher nicht nur - fĂŒr mich die “unumstĂ¶ĂŸliche Wahrheit”, dass es sich beim slawischen Burgwall des sĂŒdrĂŒganischen StĂ€dtchens Garz um die bei Saxo Grammaticus detailliert beschriebene FĂŒrsten- und Tempelburg Charenza (oder Karentia bzw. Karenz) handeln muss. Alle bisherigen Forscher gingen von dieser Annahme aus, die ĂŒberlieferten Sagen und MĂ€rchen kĂŒnden davon, seine erhabene GrĂ¶ĂŸe ließ keinen Zweifel daran zu. Doch es gab seit je Ungereimtheiten: Wie konnten die dĂ€nischen Eroberer 1168 bei den damaligen Reisegeschwindigkeiten an einem einzigen Tag, so die Überlieferung, von Arkona nach Garz und wieder zurĂŒck gelangen und “ganz nebenbei” noch die Kapitulation des Ranenkönigs und seines Gefolges entgegen nehmen, drei Tempel zerstören und drei Kirchhöfe weihen und 900 Menschen taufen? Warum befinden sich Gagern und Gingst, beides Orte der der fĂŒrstlichen Kapelle in Charenza gewĂ€hrten Schenkungen und Hebungen, so weit von Garz entfernt? Wieso liegen zwischen der letztmaligen urkundlichen Nennung von Charenza 1237 und der ersten WiedererwĂ€hnung von Garz in christlicher Zeit 1314 mehr als ein Dreivierteljahrhundert? Warum haben beide slawischen Ortsnamen völlig unterschiedliche Bedeutungen? Garz / GĂąrdec ist von “Burg” abgeleitet, Charenza dagegen vom Personennamen Charęta (eine andere Deutung lautet “Korenice = Wurzel”).
Die Wissenschaftler*innen Doris Bulach M.A., Dr. Christine Kratzke, Dr. Heike Reimann, Dr. Fred Ruchhöft und Dr. Cornelia Willich † vom Projekt ”Germania Slavica” beim Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas an der UniversitĂ€t Leipzig (GWZO) sind dieser Problematik auf den Grund gegangen und haben eine neue Theorie zur Historie der FĂŒrstenburg Charenza und der Stadt Garz entwickelt: Es muss sich um zwei völlig verschiedene Orte handeln. Und sie sind auch bezĂŒglich der Lage von Charenza fĂŒndig geworden. Im Norden ZentralrĂŒgens, dort wo die Gardvogteien Gingst, Patzig und Schaprode zusammentrafen, befindet sich der mĂ€chtige spĂ€tslawische Burgwall von Venz / Vence. Er liegt in sumpfigem GelĂ€nde und ist nach einer kurzen Ruderfahrt ĂŒber den Bodden und einem ebenfalls kurzen Fußmarsch erreichbar, so wie es Saxo berichtete. Gingst und Gagern liegen nur wenige Kilometer entfernt und auch ein heute wĂŒster Ort namens Gharense wird Anfang des 14. Jahrhunderts im Kirchspiel Gingst erwĂ€hnt. Eine der großen Fragen zur mittelalterlichen Geschichte RĂŒgens scheint somit gelöst zu sein. Im Band 90 (2004) der Neuen Folge “Baltische Studien - Pommersche JahrbĂŒcher fĂŒr Landesgeschichte”, S. 25 ff., stellt das Team vom Projekt ”Germania Slavica” seine Forschungsergebnisse vor (siehe auch Quellenverzeichnis unten). Außerdem finden sich im gleichen Artikel interessante Aspekte zur Garzer Stadtgeschichte. Die “Baltischen Studien” können ĂŒber den Kieler Verlag Ludwig bezogen werden.
Vielen Dank fĂŒr die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser neuen Erkenntnisse!

Da aber alle anderen bisherigen Publikationen, auch die von mir hier zitierten, von einer Gleichsetzung von Garz und Charenza ausgehen, werde ich beide Orte und den Charenza betreffenden Götterkult auf dieser Seite gemeinsam beschreiben.

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Gardvogteien Wittow, Jasmund, Schaprode, Patzig und Gingst (Nord)

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Gardvogteien Gingst (SĂŒd), Bergen, Garz und Streu, Mönchgut

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Gardvogteien Rambin und Prohn (Nord), Hiddensee

Stadt und Burgwall Garz

Dass diese neue Theorie, vor allem wenn sie durch Grabungsfunde untermauert werden sollte, fĂŒr die Garzer einen herben Verlust darstellt, kann ich ganz sehr nachempfinden. Gerade das Ernst-Moritz-Arndt-Museum hat eine interessante und ansprechend gestaltete Ausstellung zum Thema Garzer Burgwall und Charenza. Und es widmet sich sehr der Zusammenarbeit mit Schulen der Insel, indem SchĂŒler in Projekten mitarbeiten und sich z.B. mit den Sagen ĂŒber den Burgwall auseinandersetzen. Ein sehr schönes Resultat ist neben Zeichnungen und Scherenschnitten der Trickfilm “Svanvithe.reloaded”. Doch wie so oft birgt ein Verlust auch einen neuen Beginn in sich. In unserem Fall besteht dieser darin, dass es Wizlaw III., der MinnesĂ€nger, war, der die Garzer Burg wieder aufbauen ließ. Abgesehen von Ralow war sie somit die einzige auf der Insel, die zu Lebzeiten Wizlaws als FĂŒrstenburg bewohnt wurde. Dagegen wurden Charenza/Venz Mitte des 13. Jahrhunderts und der Rugard wohl 1285 aufgegeben. Also wenn er seine Lieder gesungen und seine SprĂŒche vorgetragen hatte, dann doch gerade hier in Garz!
FĂŒrst Wizlaw III. - der sonst hauptsĂ€chlich auf dem Festland in Barth residierte - versuchte wohl nach 1300 Garz (die wieder aufgebaute Burg und die StĂ€dte Rugendal und Garz) als das neue herrschaftliche Zentrum auf der Insel zu etablieren. Aber dieses geplante Gegengewicht zum Festland war letztlich ohne Erfolg, da der politische Einfluss und die Wirtschaftsmacht von Stralsund schon zu stark waren. Trotzdem war Garz - mehr noch als seine Burg in Ralow oder die Sitze der Gardvögte - der wichtigste Ort an dem Wizlaw Hof hielt, wenn er auf der Insel weilte.
Wir sehen also, dass die Garzer Burg nach 1300 wichtig und bedeutend war, ebenso wie Garz (das verlagerte Rugendal) als einzige Inselstadt des FĂŒrstentums. Diese Bedeutung spiegelt sich auch im Stadtsiegel wider, dass ihr weiter unten findet.

Szene aus der Garzer Burg um 1300

Dieses Replikat einer Schale vom Garzer Typ hatte ich im dortigen Museum erworben. Das Besondere an dieser speziellen Form slawischer Keramik ist die ausladende Öffnung, wĂ€hrend sich die meisten KeramikgefĂ€ĂŸe nach oben wieder verjĂŒngen. Zudem zeichnet sie sich durch eine Innen- und Außenverzierung aus. Dieser GefĂ€ĂŸtyp wurde vorrangig im 12. Jahrhundert produziert und ist nach seinem Hauptfundort benannt.

So könnte es um 1300 auf der Garzer Burg ausgesehen haben:
Eine Schale vom Garzer Typ, gefĂŒllt mit Äpfeln und mit Birnen vom damals 350-jĂ€hrigen Birnbaum, daneben blomen ghel rot vñ wyt (Blumen, gelb, rot und weiß), wie sie der MinnesĂ€nger Wizlaw im Mailied De voghelin besingt. Der Schmuck (Reif, Schapel, SchleiertĂŒchlein, Ring und Bernsteinamulett) gehören ihm und seiner Frau. Das alles liegt auf einem Deckchen mit slawischem Webmuster.

Auf diesem Luftbild erkennt ihr den am SĂŒdwestende von Garz gelegenen besterhaltenen slawischen Burgwall Deutschlands. Der Garzer Wall hat eine ovale Form und ist ca. 200 m lang und ca. 140 m breit und hat eine Höhe bis zu 15 m. Ein Zugang befindet sich an der Nordwestseite.
Ähnlich wie in Arkona wurde auch hier eine Dienstsiedlung nachgewiesen: An der Straße nach Wendorf wurden 1978 bei Baggerarbeiten neun Rennöfen zur Eisengewinnung angeschnitten und leider weitgehend zerstört. In solchen Öfen verhĂŒttete man einst das ĂŒberall vorkommende Raseneisenerz. Auch Reste von Schlacken wurden damals gefunden.

Der Burgwall von Garz (GĂąrdec)

Abb. aus: Ingrid Schmidt ”Götter, Mythen und BrĂ€uche von der Insel RĂŒgen”, Hinstorff Verlag Rostock 2002, Abb. 30 (S. 145)

Birnbaum auf dem Burgwall von Garz (GĂąrdec)
InnenflÀche des Burgwalls von Garz (Gùrdec)

Auf dem Garzer Wallberg wuchs ĂŒber tausend Jahre lang ein Birnbaum. Von ihm werden wohl schon die Wizlawidenkinder und ihre bĂ€uerlichen, bĂŒrgerlichen und adligen Freunde genascht haben. Im Eiswinter 1941/42 starb dieser Methusalem-Baum ab. Fast schon ein Menetekel: In einer Zeit, als sich die Verbrechen der Faschisten gerade auch gegen die slawischen Völker richteten, hatte dieser Baum keine Kraft mehr weiterzuleben. 2011 wurde auf dem höchsten Punkt des Burgwalls ein neuer Baum gepflanzt. Möge er immer leben und die Geschichte dieses Ortes an zukĂŒnftige Generationen weiterreichen! (links) Mit dem Foto ĂŒber diesem Text bekommt ihr einen Eindruck vom Inneren des Walls (Blick nach Norden). Die Wohn- und DienstgebĂ€ude befanden sich im RĂŒcken des Betrachters (siehe unteres Foto). Diese Holzstatue des fĂŒnfköpfigen Gottes Porenut findet ihr an der EinmĂŒndung der Wallstraße in die Lange Straße. (rechts)

Holzstatue des Gottes Porenut in Garz (GĂąrdec)
Siegel der Stadt Garz (GĂąrdec) Siegel der Stadt Rugendal (Ruyendal)

Links seht ihr den Silikonkautschuk-Abdruck des mittelalterlichen Stadtsiegels von Garz/GĂąrdec in OriginalgrĂ¶ĂŸe mit der Umschrift SIGILLVM CIVITATIS GHARTZ IN RVYA. Das Siegel aus der Zeit um 1325 vermittelt euch einen guten Eindruck, wie die slawische FĂŒrstenburg ausgesehen haben muss: Das Tor gastfreundlich geöffnet (den Ranen sagte man eine sehr große Gastfreundschaft nach), auf dem Bergfried weht das rujanische Banner mit dem durch Wizlaw III. verstĂ€rkt benutzten Greifenwappen. Der Name der Ă€ltesten Stadt der Insel RĂŒgen leitet sich aus “GĂąrdec” (Burg oder befestigter Ort) her. Die erste Garzer Burg wurde 1165 in der Knytlinga-Saga als “borgar Gardz” erwĂ€hnt und verfiel wohl bald darauf. Erst um 1300 ließ der FĂŒrst auf dem ĂŒber 100 Jahre ungenutzten Ringwall eine neue Burg sowie eine Marienkapelle errichten. Seit dieser Zeit entwickelte sich allmĂ€hlich auch das StĂ€dtchen, das seinen dörflichen Charakter nie verlor, aus dem slawischen Dorf (slavico Gartz), dem deutschen Dorf (teutunico Gartz) und der “neuen Stadt” Rugendal (Ruyendal), die an den heutigen Ortskern von Garz verlegt wurde. Das Stadtrecht wurde von Rugendal auf Garz ĂŒbertragen. 1319 ist fĂŒr Garz zum ersten Mal ein Rat mit eigener Gerichtsbarkeit bezeugt, wĂ€hrend Rugendal nicht mehr erwĂ€hnt wird.
Rugendal wurde bereits 1313 in einer Urkunde als Stadt bezeichnet. Nur ein einziges, sehr beschĂ€digtes Siegel der Stadt ist im Stadtarchiv Stralsund erhalten geblieben (abgebildet in: Wichert, S.: “Rugendal und Garz. Eine Skizze zu zwei mittelalterlichen KleinstĂ€dten auf RĂŒgen” in: Baltische Studien N.F. 92 (2006), S.16). Und es gibt eine sehr ungenaue Nachzeichnung dieses Siegels mit Anpassungen an das Stilempfinden des 16. Jahrhunderts. So ist darauf ein BĂŒgelhelm abgebildet, der im 14. Jahrhundert noch gar nicht bekannt war (abgebildet in: Festschrift “1319 - 1969, 650 Jahre Stadt Garz” (1969), S.10). Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt das Bild umzuzeichnen, damit es das noch Sichtbare des Siegels möglichst genau wiedergibt. Es zeigt die Symbole des FĂŒrstentums RĂŒgen: einen (hier auf einem Turm schreitenden) Greif und darĂŒber schwebend einen Topfhelm mit der rĂŒganischen Helmzier, den von PfauenfederbĂŒschen flankierten LilienstĂ€ngeln. Umrahmt wird das Bild vom Schriftzug + SIGILLVM : NOVE : CIVITATIS : RVYENDALE . .

Jaromar auf dem Garzer Burgwall, fast wie A. D. 1319

Ein Selfi von mir in passender Kleidung am noch jungen, anlĂ€sslich des Garzer StadtjubilĂ€ums 2019 geschmĂŒckten, zweiten Birnbaum auf der höchsten Stelle des Walls. Auf der WallinnenflĂ€che im Hintergrund befanden sich um 1300 die Wohn- und DienstgebĂ€ude der Burg, u.a. das Wohnhaus der FĂŒrstenfamilie. (Blickrichtung SĂŒdost)

Die Frage, warum sich die meisten Burgwallsagen gerade um den Garzer Wall ranken und zudem von SchĂ€tzen, Prinzessinnen und Königen handeln, hatte mich immer wieder bewegt und zugleich rĂ€tseln lassen. Doch die Antwort ist ganz einfach: Bevor das alte FĂŒrstentum RĂŒgen mit dem Tod Wizlaws III. am 8. November 1325 zugrunde ging, war die Burg von Garz die letzte Slawenburg auf der Insel, die fĂŒr die damaligen Zeitgenossen Glanz ausstrahlte - mit fĂŒrstlichem Hofleben, mit Turnieren, Minnesang und Gastlichkeit. Da die junge Stadt Garz eng daneben lag, waren viele Menschen unmittelbar Zeuge davon. Dass irgendwann diese Sagen mit Charenza in Verbindung gebracht wurden, hĂ€ngt sicher mit dessen spĂ€terer Zuordnung zu Garz zusammen. Und wĂ€hrend der spĂ€ter folgenden bedrĂŒckenden Leibeigenschaft waren sie Trost und vielleicht auch ein StĂŒckchen Hoffnung fĂŒr die Menschen, als Erinnerung daran, dass es frĂŒher einmal eine bessere Zeit gab. So hat die Garzer Geschichte auch auf diese Weise noch ein gutes Werk getan.

Die Festschrift “700 Jahre Stadt Garz” enthĂ€lt neben weiteren BeitrĂ€gen zur Garzer Geschichte auch meinen Aufsatz “Garz und Wizlaw III. - eine bemerkenswerte Beziehung”.

Ronny KrĂŒger, der Betreiber der umfangreichen und ausgezeichnet recherchierten Website ĂŒber slawische Burganlagen hat mir dankenswerterweise selbst gefertigte Skizzen der Burgen GĂąrdec (Garz, linkes Bild) und Charenza (Venz, rechtes Bild) zur VerfĂŒgung gestellt. Hier sind sie auf etwa den Messtischblatt-Maßstab 1:12.500 verkleinert sowie genordet.
Vergleichend könnt ihr sehr gut die Unterschiede zwischen beiden Anlagen erkennen: Bezogen auf die InnenflĂ€che (weiß) ist der einigermaßen ovale Garzer Wall mit 3,2 ha kleiner als der fast rechteckige Venzer Wall (rund 4 ha). Auch das Umfeld war wĂ€hrend ihrer Existenz als Burganlage erheblich anders. GĂąrdec lag direkt an einer Wasserverbindung (blau) zur Puddeminer Wiek und damit zur Ostsee, die heute noch in Resten (Garzer See, Loop-/Schleusengraben und andere WassergrĂ€ben, Reliefsenken) erkennbar ist. Zudem war die Burg nur von kleinen Feuchtstellen (ocker mit Sumpfsymbol) umgeben. Die HauptflĂ€chen waren besiedelbares Trockenland (braun), auf dem sich folglich um 1300 das slawische Garz (östlich), das deutsche Garz (nordöstlich), Rugendal (sĂŒdwestlich auf der anderen Seite des Wasserlaufs) und schließlich die Stadt Garz (nördlich) in unmittelbarer NĂ€he der Burg entwickeln konnten. Der Zugang zur Burg, die mit einem durchgĂ€ngigen Wall mit Palisadenzaun (schwarz) geschĂŒtzt war, lag im Nordwesten mit einer BrĂŒcke ĂŒber Feuchtland und Burggraben.
Charenza dagegen lag mitten in einer Moor- und Sumpflandschaft, die auch heute noch erkennbar ist. Nur im Osten schloss sich eine grĂ¶ĂŸere TrockenflĂ€che an, auf der sich der Weiler Gharense, das spĂ€tere Einzelgehöft “Wall”, befand. Dieses unwegsame Umfeld erlaubte es auch, dass zusĂ€tzlich zum durchgĂ€ngigen Burggraben nur die SĂŒd- und die Ostflanke durch einen höheren Wall geschĂŒtzt werden mussten. Der Zugang befand sich im SĂŒden der Burg.

Burgwall Garz (GĂąrdec), Wallskizze von Ronny KrĂŒger
Burgwall Venz (Charenza), Wallskizze von Ronny KrĂŒger

Burgwall Charenza bei Venz

Der große Burgwall von Charenza liegt abseits aller Hauptstraßen bei Venz Hof. In seiner NĂ€he existierte im Mittelalter ein Dorf namens Gharense, das aber schon lĂ€ngst wĂŒst ist.
Diese Fotos möchten euch einige Impressionen von dem stillen, fast schon geheimnisvoll anmutenden Ort mit seiner fĂŒr RĂŒgen bedeutsamen Geschichte verschaffen. So wie auf dem Bild neben dem Text breitet sich vor dem Wanderer der Wall aus. Sobald er ihn betreten hat, offenbart sich ihm das Panorama der ausgedehnten InnenflĂ€che (unten links) und der Wallkrone, die den Burgwall rechteckig umschließt (unten rechts).

Burgwall Charenza von innen - WallinnenflÀche
Burgwall Charenza von außen
Burgwall Charenza von innen - Wallkrone
Der Gott Rugievit

Abb. aus: Ingrid Schmidt ”Götter, Mythen und BrĂ€uche von der Insel RĂŒgen”, Hinstorff Verlag Rostock 2002, Einband vorn

Saxo Grammaticus beschrieb die Burg von Charenza, die nach neuester Forschung mit dem Burgwall von Venz bei Gingst identifiziert wird, folgendermaßen:  (zitiert aus: Ingrid Schmidt ”Götter, Mythen und BrĂ€uche von der Insel RĂŒgen”, Hinstorff Verlag Rostock 2002)

“’Die Burg Karentia ist ringsherum durch MorĂ€ste und Lachen ... geschĂŒtzt und hat nur einen einzigen Zugang auf einer durch den Sumpf fĂŒhrenden schwierigen Furt. Hat man die Furt durchschritten, so bietet sich vor der Burg ein Bergpfad ..., der zum Tore fĂŒhrt; er liegt zwischen dem Sumpfe und dem Walle. ... Bemerkenswert war diese Siedlung durch die Bauten drei hervorragender Kulte, geschmĂŒckt in der landesĂŒblichen Kunst. Hier hatte die WĂŒrde von Lokalgöttern fast ebensoviel Verehrung gewonnen, wie sie in Arkona die große Landesgottheit besaß. Aber wenn auch der Platz in Friedenszeiten leer war, so zeigte er sich jetzt mit dicht gedrĂ€ngten WohnhĂ€usern gefĂŒllt. Drei Stockwerke waren sie hoch, so daß das untere immer die Last des mittleren und obersten mittragen musste. Ja so eng war das GedrĂ€nge, daß, wenn mit Wurfmaschinen Steine in die Burg geschleudert wĂ€ren, sie kaum eine nackte Bodenstelle zum Niederfallen gefunden hĂ€tten.’ (I. Schmidt, S. 41)
‘... Das grĂ¶ĂŸere Heiligtum lag in der Mitte seines Umgangs, aber beide (Heiligtum und Umgang) waren statt durch WĂ€nde durch VorhĂ€nge abgeschlossen, das spitze Dach ruhte nur auf SĂ€ulen. Die Beauftragten konnten daher nach dem Herunterreißen des Vorhallenschmuckes gleich zu den VorhĂ€ngen des inneren Heiligtums greifen.
Als auch diese gefallen waren, zeigte sich das eicherne Götzenbild, das den Namen RUGIEVIT fĂŒhrte, von allen Seiten in ganz abscheulicher Entstellung. Denn von den Schwalben, die unter dem Rande des Kopfes ihre Nester gebaut hatten, war der Kot immerfort auf die Brust des Bildes heruntergetrĂ€ufelt. Eine schöne Gottheit, deren Bild so greulich von den Vögeln geschĂ€ndet wird! Im ĂŒbrigen hatte der Kopf sieben menschliche Gesichter, die alle von einem Scheitel ĂŒberdeckt wurden. Ebenso viele richtige Schwerter, in Scheiden an einem GĂŒrtel hĂ€ngend, hatte der KĂŒnstler an seine Seite getan. Das achte hielt er gezĂŒckt in seiner Rechten. ... Die Maße des Bildes gingen ĂŒber Menschenmaß hinaus.’”
(I. Schmidt, S. 51)

Der Gott Porenut

Abb. aus: Ingrid Schmidt ”Götter, Mythen und BrĂ€uche von der Insel RĂŒgen”, Hinstorff Verlag Rostock 2002, Einband hinten

Rugievit, der Kriegsgott der Ranen, war schĂ€tzungsweise etwa 3 m hoch gewesen. Das Bildnis des Gottes Porevit, des Gottes des Waldes und der Fruchtbarkeit in der Natur, beschreibt Saxo als mit fĂŒnf Köpfen versehen. Das des Donnergottes Porenut zeigte vier Gesichter, wĂ€hrend ein FĂŒnftes in die Brust eingefĂŒgt war. Die Linke berĂŒhrte die Stirn und die Rechte das Kinn des Brustgesichtes.
Die Einnahme der Burg durch das Heer Absalons erfolgte kampflos, nachdem die DĂ€nen einen Ranen mit Namen Granza als Botschafter zu den Königen nach Charenza geschickt hatten, der den Fall Arkonas mitteilte. So wurde unnötiges Blutvergießen verhindert. Saxo schreibt: “’Die Karenzer kamen, um ihre Übergabe ansprechender zu gestalten, in Zahl von 6000 (?) bewaffnet aus dem Tore geströmt und nahmen in zwei Reihen, die Speerspitzen auf den Boden gespießt, Aufstellung an dem Wege, den unsere Leute (die DĂ€nen) kommen mußten.’”
(I. Schmidt, S. 42) Die hohe Zahl Krieger lÀsst die Historiker schlussfolgern, dass damals 30000-35000 Menschen auf der Insel lebten. Heute sind es rund 80000.

1234, kurz bevor die Burg Charenza aufgegeben wurde, verlieh dort FĂŒrst Wizlaw I. der Stadt Stralsund das lĂŒbische Stadtrecht. Rechts seht ihr eine Abbildung der Originalurkunde. Leider fehlt auf dem Bild der linke Rand. Trotzdem ist lesbar: “Wissezslaus dei gra(tia) ruianor(um) princeps” (Wizlaw, von der Gnade Gottes FĂŒrst der Rujanen). Am Anfang der dritten Zeile steht (s)tralowe, der slawische Name von Stralsund, und in der sechsten Zeile der Ausstellungsort “in charenz”.

GrĂŒndungsurkunde Stralsunds

Am Beispiel von Garz haben wir schon einiges ĂŒber das Zusammenleben von RĂŒgenslawen und Niederdeutschen erfahren. Aber auch weitere Ortsnamen belegen das: Die Verbundenheit der Zuwanderer mit ihrer neuen Heimat, deren Menschen und dem slawischen FĂŒrstenhaus kommt im ursprĂŒnglichen Namen des Garzer Ortsteils GĂŒtzlaffshagen zum Ausdruck. Dieser lautete im Mittelalter Wislaweshagen, also Wizlawshagen, und wurde nach dem FĂŒrsten Wizlaw III. benannt - eindeutig fest gemacht an den zeitlichen VerhĂ€ltnissen und daran, dass das Garzer Umland als das Hausgut der FĂŒrstenfamilie angesehen werden kann. Im 14. Jahrhundert gab es ebenfalls in der NĂ€he von Garz einen weiteren, inzwischen wĂŒsten Ort mit Ă€hnlicher Namensbildung: Verchoslaveshagen. Die Endung “-hagen” bezeichnet ein Hagenhufendorf, den Dorftyp der Niederdeutschen. Die Slawen bevorzugten Haufendörfer und Weiler. Teschenhagen (im Mittelalter: Tessekenhagen) im Norden der Gardvogtei Garz ist ebenfalls ein slawisch-deutscher Name, denn Teschen kommt vom slawischen Personennamen TeĆĄek. Ein kleiner Weiler war auch einmal Samtens / Samtence. Das verrĂ€t uns der Name des damals abseits aller Wege gelegenen Dorfes, denn “samtensce” bedeutet “einsam”. Inzwischen haben Samtens, heute mit einer wichtigen Straßenkreuzung und einem Bahnhof mit GĂŒterumschlag, und das westlich gelegene Rothenkirchen ihre Rollen vertauscht. Das heute abgelegene Rothenkirchen war nĂ€mlich im Mittelalter DER Verkehrsknoten der Insel RĂŒgen. Hier teilte sich die vom Festland ĂŒber die “alte FĂ€hre” kommende Straße in drei Richtungen auf. Einer der “rĂŒganischen Landwege” fĂŒhrte von hier ĂŒber Gingst / GynĆĄt, Trent / Turante, die Wittower FĂ€hre, Wiek / Medove und Altenkirchen nach Arkona. Ein zweiter Weg folgte ĂŒber Bergen / Gora, Karow / Charove, die Schmale Heide, Sagard / ZagĂąrd und Glowe / Glove, weiter ĂŒber die Schaabe und Vitt ebenfalls nach Arkona. Der dritte Weg verlief schließlich ĂŒber Garz / GĂąrdec, Kasnevitz / Karsenovice, Vilmnitz / Vilmenice und die Granitz ins Mönchgut, dem damaligen Land Reddevitz.

Mit Rothenkirchen sind wir inzwischen in den Nachbargard Rambin / RambĂźn ĂŒbergewechselt. Der Hauptort Rambin wurde schon 1246 als Rabyn erwĂ€hnt und, wie sein Name verrĂ€t, nach der Rodung eines Waldes angelegt. Weder krimineller Hintergrund noch FahrlĂ€ssigkeit, sondern gleichfalls menschliche Kulturarbeit dĂŒrfte auch bei Poseritz / PoĆŸarice (= “Brandort”) vorliegen. Es handelt sich um eine Brandrodung bei der Anlage des Dorfes. Ein ganz wichtiger Ort in der Gardvogtei Rambin war zweifellos das heutige AltefĂ€hr, 1240 zum ersten Mal in einer Urkunde Wizlaws I. als “antiquus navalis transitus” erwĂ€hnt. Dieses Dorf  hatte von je her die Aufgabe, die FĂ€hrverbindung zum festlĂ€ndischen Teil des FĂŒrstentums RĂŒgen aufrecht zu erhalten. Somit waren seine Einwohner auch nur “nebenberuflich” mit der Landwirtschaft befasst.

Ein interessanter Aspekt der sozialen Zusammensetzung wird im bereits erwĂ€hnten fĂŒrstlichen Hebungsregister von 1314 genannt. FĂŒr die Gardvogtei Rambin werden darin 18 Knesitze erwĂ€hnt (fĂŒr Patzig einen und fĂŒr Streu fĂŒnf). Das slawische Wort “knes” oder “kneĆŸâ€ bedeutet “Herr bzw. Edelmann”. Also wĂŒrde Knesitz als Verkleinerungsform (“kleiner Herr”) einen slawischen Kleinadligen bezeichnen, der seine Äcker selbst bestellt, zugleich aber auch eine ritterliche Aufgabe zu erfĂŒllen hat. Er wĂ€re dann in der mittelalterlichen StĂ€ndepyramide zwischen Adel und Bauern anzusiedeln.

Die Gardvogteien Schaprode, Gingst und Patzig erwĂ€hnte ich bereits im Zusammenhang mit der FĂŒrstenburg Charenza, die in vorchristlicher Zeit und noch in der ersten HĂ€lfte des 13. Jahrhunderts eine wichtige Landesfunktion inne hatte. Die Burg befand sich im “DreilĂ€ndereck” dieser Garde, mit Sicherheit jedoch noch auf Gingster Gebiet, da Gharense und auch Gagern / Gavarne  (= “Rabenort”) zu dessen Kirchspiel gehörten und der Gingster Krug eine jĂ€hrliche Abgabe an die fĂŒrstliche Kapelle entrichten musste. Hier folgen nun noch weitere interessante Details zu anderen Orten dieser drei Verwaltungsbezirke.

Die Dorfkirche von Schaprode

Schaprode / Zabrod (= “bei der Furt”) ist einer der Ă€ltesten Orte der Insel und war schon im Mittelalter der FĂ€hrort zur benachbarten kleinen Insel Öhe. 1160 und 1168 landeten hier die DĂ€nen. 1259 wurde von hier aus sogar unter dem Schutz Jaromars II. das Interdikt gegen DĂ€nemark durch den Roskilder Bischof Peter Bang verhĂ€ngt. Nach der Niederlage der klerikalen Partei, die von Jaromar unterstĂŒtzt wurde, flohen namhafte Geistliche wie der Erzbischof von Lund, Jakob Erlandsen, nach Schaprode. Die einflussreiche dĂ€nische Familie Erlandsen hatte ihren Rittersitz in Schaprode, das auf dĂ€nisch auch Walung genannt wurde. Die Kirche des Ortes ist die drittĂ€lteste der Insel (Anfang 13. Jh., Bild links). Der Probst als Vertreter des Bischofs von Roskilde auf der Insel RĂŒgen hatte seinen Sitz in Ralswiek. Die von den RĂŒganern an den Bischof zu entrichtende Abgabe hieß “biskopinĆŸa” (Bischofsroggen), die an den FĂŒrsten “bede” (Bitte).

In der Gardvogtei Patzig / Pyask (Pyazeke) (= “sandige Gegend”) liegt ein Dorf, dass auch auf ein gemeinsames ranisch-deutsches Zusammenleben hinweist: Neuenkirchen. Ähnlich wie Medove / Wiek hatte auch dieser Ort zwei Namen. Seit alters her hieß er Jamnove (= ”Grube, Schlucht”), 1318 wurde zum ersten Mal der mittelniederdeutsche Name “Nyenkerken” genannt. Als Gardvögte waren ĂŒbrigens nicht nur Adlige sondern ebenso Bauern und BĂŒrger tĂ€tig. Ich vermute, dass das FĂŒrstentum RĂŒgen auch in dieser Hinsicht eine Ausnahme darstellte. Die den Gardvögten unterstellten “Polizisten” hießen - abhĂ€ngig von Gegend und TĂ€tigkeitsfeld - Land- oder Strandreiter.

Die Dorfkirche von Landow

Mit der Gardvogtei Gingst / GynĆĄt (Gynxt) (= “Reif, kalter Ort”) wurde im 13. Jahrhundert der einst eigenstĂ€ndige, aber sehr kleine Gard Ummanz / Omance vereinigt. Das zum Gard Gingst gehörende Kirchspiel Landow / Landove (= “wĂŒstes Feld”) ist eines der Ersten auf der Insel gewesen (Bild links). In seiner unmittelbaren NĂ€he am Kubitzer Bodden, versteckt hinter der Insel Liebitz / Lipice (= “Lindenort”), liegt Ralow / Ralove. Die dortige Burg der ranischen Adelsfamilie Raleke (oder Ralik) war im 12. Jahrhundert ein berĂŒchtigtes Raubritternest, von dem sogar die Sage “Die Ralunken” kĂŒndet. Die Ralunken gerieten nachweislich in Konflikt mit Jaromar I.. Nach dessen Sieg ĂŒber die SeerĂ€uber wechselte die Burg in fĂŒrstlichen Besitz, auf der auch Wizlaw III. Urkunden ausstellte, so am 9. Juli 1290 fĂŒr die BauernbrĂŒder (“colonis”) Zulimar und Domamar Zurkiviz (hier mehr dazu).

Siegel des Godeschalk Ralekevitz an der BĂŒndnisurkunde von 1316 (Abguss)
Siegel des wendeschen Vyriz an der BĂŒndnisurkunde von 1316 (Abguss)

Es gab jedoch keine “ewige Feindschaft” zwischen Ralunken und Wizlawiden, denn 1307 ist z.B. ein Hinricus Ralekevitze Zeuge an einer Urkunde des FĂŒrsten fĂŒr den KrĂŒger Miliken aus Rambin und wird von Wizlaw III. als “advocatus noster”, “unser Advokat”, tituliert. 1316 jedoch beteiligten sich auch die Ralunken an dem gegen ihren FĂŒrsten Wizlaw gerichteten Bund rĂŒganischer Adliger mit Stralsund, so wie die meisten seiner Vasallen von der Insel RĂŒgen. Auf diesem BĂŒndnisvertrag zwischen dem Rat der Stadt Stralsund und zwölf Rittern sowie 125 wappenfĂ€higen Knappen vom 6. Januar 1316, deren Liste von “Prydbor van der Vilmenitz unde Stoyzlaf van Pudbutzk” angefĂŒhrt wird, stehen an 27. Stelle “Ralic unde Godeschalk Ralekevitz”.
Ein Abguss des Siegels des Herrn Godeschalk mit der etwas undeutlichen Umschrift + S’ GODESCALCI RALICKEVICE seht ihr links. Interessant finde ich das Wappen mit den drei Ammoniten. Es hat etwas “RĂŒgentypisches” an sich, denn an der auf der Insel reichlich vorhandenen Kreide sind immer auch wieder AbdrĂŒcke oder gar Versteinerungen von Urtieren zu finden. So etwas hat die Menschen sicher zu jeder Zeit fasziniert und gerade fĂŒr mittelalterliche Menschen, die noch nichts ĂŒber die Erdgeschichte wissen konnten, war das bestimmt besonders beeindruckend. Die Angehörigen des Geschlechts von Usedom (“van Uzenym”) trugen einen Ă€hnlichen Schild, dessen Ammoniten nur andersherum gedreht waren. (Leider haben spĂ€ter in der Neuzeit beide Familien ihre schönen Wappenbilder aufgegeben und sie durch weniger originelle ersetzt: Die von Raleke durch Jagdhörner und die von Usedom durch Gemshörner.)
Ihr findet diese Wappen, ebenso wie zwei weitere mit je einem einzelnen Ammonit, als AbgĂŒsse der Siegel im Stadtmuseum Bergen, im selben Raum, in dem auch das bestickte Leinentuch ausgestellt wird. Neben den Nachbildungen sĂ€mtlicher erhaltenen Siegel könnt ihr auch den Text der Urkunde von 1316 lesen. Also geht mal auf Entdeckungstour! Wem gehörten die Siegel mit nur einem Ammonit? Wer fĂŒhrte eine rĂŒganische Hausmarke im Schilde? Und noch vieles mehr. (Hinweis: Zurzeit wird dieses Exponat nicht gezeigt.)

Ein besonders gut erhaltenes Siegelexemplar seht ihr im zweiten Bild. Es zeigt die Umschrift + S’ VENDISGE VIRIS und einen Wappenschild mit einem Pfahl, der mit drei KleeblĂ€ttern belegt ist. In der Urkunde wird sein TrĂ€ger als der “wendesche Vyriz” genannt. Ich finde auch das ist ein schönes Beispiel fĂŒr die multikulturelle RealitĂ€t im Lande RĂŒgen damals. Vyriz verweist selbstbewusst auf seine slawische Herkunft ... und sagt das in deutscher Sprache. Im Übrigen findet ihr auf dem BĂŒndnisvertrag ein völlig buntes Gemisch aus slawischen und deutschen Vor- und Nachnamen, manchmal sogar mit dĂ€nischen AnhĂ€ngseln wie “-son”.

Und Wizlaw? Sicher ist es hart - und ein fast einmaliger Vorgang! -, wenn ihn seine eigenen Lehnsleute verlassen. Gerade fĂŒr einen so feinsinnigen Menschen wie Wizlaw. Aber er ist mit seinem Zwist mit Stralsund, der stellenweise, vor allem zum Schluss hin, kriegerisch war, einen falschen Weg gegangen. Vielleicht hat auch diese Opposition dem MinnesĂ€nger geholfen, die neuen gesellschaftlichen RealitĂ€ten zu sehen, denen er nicht mehr ausweichen kann. Seine eigenen Ideale hat er deswegen doch nicht aufgeben. Und gehasst wird ihn auch niemand haben, weder die Stralsunder BĂŒrger noch die RĂŒgener Adligen. Jemanden wie Wizlaw kann man nicht hassen.

FĂŒr die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung beider Abbildungen möchte ich mich bei Frau Martina Herfert, der damaligen Leiterin des Stadtmuseums Bergen auf RĂŒgen bedanken.
(
www.stadt-bergen-auf-ruegen.de/Stadtportrait/Sehenswuerdigkeiten/Klosterhof?&La=1)

Bildnachweis:
“Der Burgwall von Garz (GĂąrdec)”, “Der Gott Rugievit”, “Der Gott Porenut”: Ingrid Schmidt ”Götter, Mythen und BrĂ€uche von der Insel RĂŒgen”, Abb. 30 (S. 145), Einband vorn und hinten, Hinstorff Verlag Rostock 2002, ISBN 3-356-00720-3
FĂŒr die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Abbildungen sowie der o.g. Zitate möchte ich mich bei Frau Maas, der Leiterin des Buchverlags Hinstorff Verlag GmbH (
www.hinstorff.de), bedanken.
“Siegel der Stadt Garz (Gñrdec)”: Privatbesitz, Abdruck des Siegelstempels durch das Ernst-Moritz-Arndt-Museum Garz
FĂŒr die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Abbildung möchte ich mich bei Frau Knöpfel vom Ernst-Moritz-Arndt-Museum Garz (
www.arndt-museum.de) bedanken.
“Siegel der Stadt Rugendal (Ruyendal)”: private Zeichnung
“GrĂŒndungsurkunde Stralsunds”: InformationsbroschĂŒre “Hansestadt Stralsund - Deutschlands jĂŒngstes Welterbe”, S. 4, Tourismuszentrale der Hansestadt Stralsund 2003
FĂŒr die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Abbildung möchte ich mich bei Herrn Dr. Hacker, dem Archivdirektor des Stadtarchivs Stralsund (
stadtarchiv.stralsund.de), und bei der Tourismuszentrale der Hansestadt Stralsund (www.stralsundtourismus.de) bedanken.
“Die Dorfkirche von Schaprode”, “Die Dorfkirche von Landow”: Informationsblatt des Landkreises RĂŒgen “Denkmale auf RĂŒgen und Hiddensee”, Abb. 21 und Abb. 14
FĂŒr die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Abbildungen möchte ich mich bei Herrn Schwarz vom GrafikDesign Schwarz und Frau Dr. Thom vom ehemaligen Landkreis RĂŒgen, Amt fĂŒr Wirtschaft und Kultur (
www.ruegen.de), bedanken.
“Burgwall Garz (GĂąrdec), Wallskizze von Ronny KrĂŒger”, “Burgwall Venz (Charenza), Wallskizze von Ronny KrĂŒger”:
FĂŒr die freundliche Überlassung dieser Abbildungen zur Veröffentlichung auf meiner Homepage möchte ich mich bei Ronny KrĂŒger (
slawenburgen.hpage.com) bedanken.
“Szene aus der Garzer Burg um 1300”, “Birnbaum auf dem Burgwall von Garz (GĂąrdec)”, “InnenflĂ€che des Burgwalls von Garz (GĂąrdec)”, “Holzstatue des Gottes Porenut in Garz (GĂąrdec)”, “Jaromar auf dem Garzer Burgwall, fast wie A. D. 1319”, “Burgwall Charenza von außen”, “Burgwall Charenza von innen - WallinnenflĂ€che”, “Burgwall Charenza von innen - Wallkrone”, “Siegel des Godeschalk Ralekevitz an der BĂŒndnisurkunde von 1316 (Abguss)”, “Siegel des wendeschen Vyriz an der BĂŒndnisurkunde von 1316 (Abguss)”: private Fotos

Die Quellen, auf die ich mich bei meiner Arbeit vorrangig gestĂŒtzt habe (chronologisch geordnet):
1. Hagen, Fr. H. v. d. “Minnesinger, Deutsche Liederdichter des 12., 13. und 14. Jahrhunderts I - IV”, Leipzig 1838
2. Fabricius, C. G. ”Urkunden zur Geschichte des FĂŒrstentums RĂŒgen unter den eingeborenen FĂŒrsten”, Stettin 1851
3. Dannenberg, H. ”Pommerns MĂŒnzen im Mittelalter”, Berlin 1864
4. Pyl, Th. “Lieder und SprĂŒche des FĂŒrsten Wizlaw von RĂŒgen”, Greifswald 1872
5. Dannenberg, H. ”MĂŒnzgeschichte Pommerns im Mittelalter”, Berlin 1893
6. Pyl, Th. ”Die Entwicklung des pommerschen Wappens, im Zusammenhang mit den pommerschen Landesteilungen”, in Pommersche GeschichtsdenkmĂ€ler VII, Greifswald 1894
7. Behm, O. “BeitrĂ€ge zum Urkundenwesen der einheimischen FĂŒrsten von RĂŒgen”, Greifswald 1913
8. GĂŒlzow, E. ”Des FĂŒrsten Wizlaw von RĂŒgen Minnelieder und SprĂŒche”, Greifswald 1922
9. Haas, A. ”Arkona im Jahre 1168”, Stettin 1925
10. Hamann, C. ”Die Beziehungen RĂŒgens zu DĂ€nemark von 1168 bis zum Aussterben der einheimischen rĂŒgischen Dynastie 1325”, Greifswald 1933
11. Scheil, U. “Genealogie der FĂŒrsten von RĂŒgen (1164 - 1325)”, Greifswald 1945
12. Rudolph, W. ”Die Insel RĂŒgen”, Rostock 1954
13. Ohle, W., Baier, G. ”Die Kunstdenkmale des Kreises RĂŒgen”, Leipzig 1963
14. Steffen, W. ”Kulturgeschichte von RĂŒgen bis 1817”, Köln, Graz 1963
15. Werg, S. ”Die SprĂŒche und Lieder Wizlavs von RĂŒgen, Untersuchungen und kritische Ausgabe der Gedichte”, Hamburg 1969
16. VĂĄ
ƈa, Z. ”Die Welt der alten Slawen”, Praha 1983
17. Gloede, G. ”Kirchen im KĂŒstenwind - Band III”, Berlin 1984
18. Herrmann, J. (Hg.) ”Die Slawen in Deutschland - Ein Handbuch”, Berlin 1985
19. Spiewok, W. ”Wizlaw III. von RĂŒgen, ein Dichter”, in: Almanach fĂŒr Kunst und Kultur im Ostseebezirk, Nr. 8 (1985)
20. Spitschuh, B. ”Wizlaw von RĂŒgen: eine Monografie”, Greifswald 1989
21. Lange, A. “TausendjĂ€hriges Ralswiek”, Bergen 1990
22. Hages-Weißflog, E. “snel hel ghel scrygh ich dinen namen - Zu Wizlaws Umgang mit Minnesangtraditionen des 13. Jahrhunderts”, in: ”Lied im deutschen Mittelalter. Überlieferung, Typen, Gebrauch”, TĂŒbingen 1996
23. Bleck, R. ”Untersuchungen zur sogenannten Spruchdichtung und zur Sprache des FĂŒrsten Wizlaw III. von RĂŒgen” GAG Folge 681, Göppingen 2000
24. Schmidt, I. ”Götter, Mythen und BrĂ€uche von der Insel RĂŒgen”, Rostock 2002
25. Jahn, L. ”Wizlaw III. von RĂŒgen - FĂŒrst und MinnesĂ€nger” und ”Wizlaws Liederbuch”, Hofgeismar 2003
26. Sobietzky, G. “Das FĂŒrstentum RĂŒgen und sein Geldwesen”, Stralsund 2005
27. Kratzke, Ch., Reimann, H., Ruchhöft, F. “Garz und Rugendahl auf RĂŒgen im Mittelalter”, in: Baltische Studien, Neue Folge Band 90 (2004), Kiel 2005
28. Ruchhöft, F. “Die Burg am Kap Arkona” (Reihe: ArchĂ€ologie in Mecklenburg-Vorpommern, Band 7), Schwerin 2010
29. Reimann, H., Ruchhöft, F., Willich, C. “RĂŒgen im Mittelalter” (Reihe: Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, Band 36), Stuttgart 2011
30. Ev. Kirchengemeinde St. Marien Bergen auf RĂŒgen (Hg.) “Das bestickte Leinentuch aus dem Zisterzienserinnenkloster Bergen auf RĂŒgen”, Bergen auf RĂŒgen 2013
31. Möller, G. “Eine interessante ‘Schatzkiste’ aus dem Jahr 1318 in Stralsund - Ein Beitrag zur spĂ€tmittelalterlichen Sachkultur des norddeutschen Adels”, in: Baltische Studien, Neue Folge Band 102 (2016), Kiel 2017
32. Brunner, H., Klein, D. ”Wizlav - SangsprĂŒche und Minnelieder” IMAGINES MEDII AEVI InterdisziplinĂ€re BeitrĂ€ge zur Mittelalterforschung Band 52, Wiesbaden 2021

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