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Gesellige Spiele im Mittelalter und heute
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Das spielten schon die Kinder (und ihre Eltern) zur Zeit Wizlaws III. gern
Auf dieser Seite möchte ich euch einige Spiele vorstellen, die bereits unsere Vorfahren im Mittelalter kannten und mit denen sie sich bestimmt gern die Zeit vertrieben. Diese Spiele sind meistens im Freien spielbar und können mit relativ einfachen Mitteln (z.B. mit Holzprodukten aus dem Baumarkt) gebastelt werden. Wer es natürlich ganz “A” (authentisch) machen möchte, kann auch trockene Äste dafür verwenden;-). Das knifflige Geschicklichkeitsspiel eignet sich besonders gut für lange Winterabende. Wichtig: Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich für meine Person jegliche Haftung ausschließe, falls beim Nachbau oder beim Spielen der beschriebenen Spiele Unfälle von Personen oder Beschädigungen von Sachen passieren sollten.
Kubb Herkunft 13./14.Jh. - Gotland/Schweden Material 1 “König” (ca. 30cm hoher Holzklotz mit eingeschnitzter Krone, quadratischer Querschnitt) 10 Holzklötze (ca. 20cm hoch, quadratischer Querschnitt) 6 Wurfhölzer (ca. 30cm lang, runder Querschnitt) 4 Pflöcke oder Fähnchen zur Spielfeldmarkierung Mindestanzahl der Mitspieler 2 Mannschaften mit höchstens je 6 Spielern Anforderungen an die Spielfläche Fläche von ca. 8m x 5m, eben, nicht abschüssig, fester Untergrund, Grasfläche günstig Das Umfeld muss so beschaffen sein, dass keine Schäden durch Stockwürfe entstehen können (z.B. kaputte Fensterscheiben) und dass Wurfhölzer und Klötze nicht verloren gehen können (z.B. keine Wassergräben o. Ä.).
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Spielanleitung Der König wird genau in die Mitte gestellt und an jeder Grundlinie 5 Hölzklötze im gleichen Abstand zueinander. Mannschaft A versucht mit den Wurfhölzern die Holzklötze an der Grundlinie der Mannschaft B umzuwerfen. Hat A alle 6 Hölzer geworfen, muss B die von A umgeworfenen Klötze in das Feld von A (zwischen deren Grundlinie und der Mittellinie mit König) werfen. A stellt diese dann senkrecht auf. Dann fängt B an, mit den 6 Hölzern die Klötze umzuwerfen, die man zuvor in das gegnerische Feld geworfen hat. Sind alle diese Klötze umgeworfen worden (oder es sind keine Klötze im Feld von A, weil A zuvor keine Klötze von B getroffen hatte) und es sind noch nicht alle 6 Hölzer geworfen worden, kann mit dem Umwerfen der Klötze in der Grundlinie von A begonnen werden. Das Spiel geht dann wechselweise weiter. Wenn es einer Mannschaft nicht gelingt, alle im Feld zwischen König und der Grundlinie des Gegners befindlichen Holzklötze umzuwerfen, können die gegnerischen Spieler im Feld bis auf die Linie des am weitesten vorn stehenden, nicht umgeworfenen, Klotzes nach vorn gehen und von dort aus werfen. Wenn eine Mannschaft alle Klötze in der Hälfte des Gegners (einschl. in dessen Grundlinie) umgeworfen hat, kann diese Mannschaft auf den König werfen. Hat man den König mit den verbliebenen Wurfhölzern umgeworfen, so hat man gewonnen. Schafft man es aber nicht (oder es wurde der König getroffen, bevor alle anderen Klötze umgeworfen wurden), dann hat die betreffende Mannschaft verloren. Wenn die Spieler schon 5 Hölzer verworfen haben, können sie auch mit dem sechsten Wurf aussetzen und den Gegner erst wieder werfen lassen. Außerdem bitte beachten:
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Getroffene Holzklötze, die nach dem Wurf noch stehen, werden nicht als Treffer gerechnet. Alle getroffenen Klötze werden von der Grundlinie aus ins gegnerische Feld geworfen. Falls der König dabei getroffen wird, so wird er wieder aufgestellt und es geht weiter. Falls man einen Grundlinienklotz trifft, bevor alle im Feld stehenden getroffen wurden, wird dieser wieder aufgerichtet und nicht als Treffer gewertet. Das Werfen auf den König erfolgt von der Grundlinie aus.
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Cochonnet Herkunft 13./14.Jh. - Frankreich (cochonnet), England (bowls), Italien (boccia) Material mehrere Holzkugeln (möglichst verschiedenfarbig) 1 größere oder kleinere andersfarbige Holzkugel als Zielkugel evtl. 4 Pflöcke oder Fähnchen zur Spielfeldmarkierung Mindestanzahl der Mitspieler 2 Personen oder 2 kleinere Mannschaften mit max. je 3-4 Personen
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Anforderungen an die Spielfläche Fläche von ca. 15m x 2m, eben, nicht abschüssig, fester Untergrund, Grasfläche günstig Das Umfeld muss so beschaffen sein, dass keine Schäden durch Kugelwürfe entstehen können (z.B. kaputte Fensterscheiben) und dass die Kugel nicht verloren gehen kann (z.B. keine Wassergräben o. Ä.). Spielanleitung Die Zielkugel („das cochonnet”) wird an eine bestimmte Stelle gelegt. Die Spieler müssen ihre Kugeln so nah wie möglich an die Zielkugel heranrollen. Es wird solange gespielt, bis die Kugeln aufgebraucht sind. Dann wird ermittelt, wie nahe die Spieler ihre Kugeln an die Zielkugel herangerollt hat. Je näher, desto mehr Punkte gibt es. Die höchste Gesamtpunktzahl bestimmt den Sieger.
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Stockziehen Herkunft 13./14.Jh. - England, Flandern Material 1 Stock (ca. 50cm lang) evtl. 1 Decke oder Matte als Unterlage Mindestanzahl der Mitspieler 2 Personen
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Anforderungen an die Spielfläche Fläche von ca. 2m x 2m, eben, fester Untergrund, Grasfläche günstig Spielanleitung Beide Spieler sitzen sich gegenüber, halten sich an einem Stock gemeinsam fest und stemmen ihre Füße gegeneinander. Dieses Spiel ist in zwei Varianten überliefert. 1. Variante: Der Stock dient zur Beibehaltung des Körperabstandes der Spieler. Gewonnen hat, wer die Füße seines Gegenübers so weggedrückt hat, dass die eigenen Beine ausgestreckt sind. 2. Variante: Mit dem Stock versucht jeder Spieler seinen Gegenüber zu sich heranzuziehen. Gewonnen hat, wem dies gelungen ist.
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Topfschlagen Herkunft 13./14.Jh. - England, Frankreich (casse-pot), Deutschland Material 1 (Ton-)Topf oder Krug 1 Stock (ca. 0,5-1m lang und möglichst an einem Ende gepolstert) 1 Gugel oder Tuch zum Verbinden der Augen Mindestanzahl der Mitspieler 2 Personen
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Anforderungen an die Spielfläche Fläche von ca. 5m x 5m, eben, fester Untergrund, Grasfläche günstig Spielanleitung Der eine Spieler muss mit verbundenen Augen nach dem Topf suchen und ihn mit dem Stock berühren. Der andere Spieler kann ihm dabei durch Zurufe, wie „heiß” oder „kalt”, oder durch Klopfen auf das Gefäß Hilfe geben. Unter dem Topf kann ein kleiner Preis liegen, um das Suchen interessanter zu machen.
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Hase und Jäger Herkunft Mittelalter - Europa Material 1 kleiner Ball (Stoff oder weiches Leder) evtl. 4 Pflöcke oder Fähnchen zur Spielfeldmarkierung Mindestanzahl der Mitspieler 2 Mannschaften mit je 3 Personen
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Anforderungen an die Spielfläche Fläche von ca. 30m x 20m, eben, nicht abschüssig, fester Untergrund, Grasfläche günstig Das Umfeld muss so beschaffen sein, dass keine Schäden durch Ballwürfe entstehen können (z.B. kaputte Fensterscheiben) und dass der Ball nicht verloren gehen kann (z.B. keine Wassergräben o. Ä.). Spielanleitung Zwei Mannschaften, die "Hasen" und die "Jäger", stellen sich etwa 8m voneinander entfernt auf. Ein "Hase" wirft den Ball den "Jägern" zu. Dann fliehen die "Hasen" so schnell wie möglich in verschiedene Richtungen. Trifft der "Jäger", der den Ball aufgefangen hat, einen "Hasen", so muss dieser "Hase" ausscheiden. Verfehlt der "Jäger" den "Hasen", so muss er selbst ausscheiden.
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Perle auf der Schnur Herkunft Mittelalter - Europa Material 1 bogenförmiger Stab (ca. 50cm lang) mit 3 Bohrungen, durch die eine Schnur mit Perle laut Abbildung gezogen wird Mindestanzahl der Mitspieler 1 Person Anforderungen an die Spielfläche keine zusätzliche Fläche notwendig Spielanleitung Durch die in der Mitte und an beiden Enden eines bogenförmigen Stabes angebrachten Bohrungen wird locker eine Schnur gezogen. An einem Ende der Schnur wird eine Perle oder Kugel von größerem Durchmesser befestigt, als ihn die mittlere Bohrung aufweist, durch die die Schnur mittels einer Schlinge eingefädelt ist. Die Aufgabe besteht darin, die Kugel auf die andere Seite der Mittelbohrung zu bekommen.
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Bildnachweis: “Kubbspiel in der Gegenwart”: privates Foto “Kubbspiel im Mittelalter”: Urheberrechte unbekannt, erbitte Kontaktaufnahme des Urhebers wegen Klärung (siehe Impressum) “Cochonnet im Mittelalter”, ”Stockziehen im Mittelalter”, “Topfschlagen im Mittelalter”, “Ballspiel im Mittelalter”, “Perle auf der Schnur”: Walter Endrei „Spiele und Unterhaltung im alten Europa”, Corvina Verlag Budapest 1986, ISBN 963-13-2387-0, und Verlag Werner Dausien Hanau 1988, ISBN 3-7684-1739-5 Für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung dieser Abbildungen möchte ich mich bei Frau Ruszkiczay vom Corvina Verlag Budapest (www.corvinakiado.hu) bedanken.
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